Die drei Gründer (v.l.n.r.) Fabrizio Scelsi, Thomas von der Ohe und Bogdan Djukic © Vay

09. September 2021: Unbemerkt von der Öffentlichkeit, mit Kenntnis der Berliner Behörden steuert das Berliner Startup Vay seit zwei Jahren Autos per Fernsteuerung durch die Stadt. Nur ein Sicherheitsfahrer ist noch an Bord. Dieser soll ab 2022 wegfallen und das Carsharing-Konzept des jungen Berliner Mobilitätsdienstleisters ausgerollt werden. Per App können sich Kunden dann ein Fahrzeug bestellen, das von einem Telefahrer vorgefahren wird. Nach absolvierter Fahrt übergibt der Kunde das Fahrzeug wieder an den Telefahrer, der es zum nächsten Auftrag fährt. Damit will Vay vor allem das große Problem des knappen Parkraums in Innenstädten lösen und das Car-Sharing auch für Noch-Autobesitzer attraktiver machen.

Neben dem Taxigeschäft greift Vay damit auch klassische Car-Sharing-Anbieter und den Autohandel an. Gleichzeitig will das Startup günstiger sein als andere Fahrdienstanbieter wie beispielsweise Uber. Das Preismodell wurde bisher allerdings noch nicht veröffentlicht. Auch nicht bekannt ist, mit wie vielen Fahrzeugen und in welchen europäischen Städten Vay starten will.

Ziel ist jedoch, mit dem Wegfall der lästigen Parkplatzsuche und dem individuellen Pick-up-Service mehr Autobesitzer vom Umsteigen zu überzeugen und für weniger Fahrzeuge in den Städten zu sorgen. Gleichzeitig kommt Vay den Kommunen entgegen, die sich bisher vor allem an der hohen Fahrzeugdichte der Sharingflotten und der damit verbundenen starken Parkraumnutzung dieser Dienste störten. Ob dieses Modell überzeugt wird sich im kommenden Jahr zeigen. CEO Thomas von der Ohe glaubt jedenfalls an den Erfolg und will schnell zu einem der angesagtesten Startups Deutschlands werden.

Die Zukunftspläne des Startups gehen sogar noch weiter. Auf lange Sicht soll der Dienst hin zu einem autonomen Fahrdienst entwickelt werden. Dafür will Vay zunächst auf eine Kombination setzen. Übersichtliche Streckenabschnitte könnten autonom gefahren werden, in schwierigen Situationen übernimmt der Telefahrer. So soll eine schrittweise Entwicklung hin zum autonomen Fahren erfolgen, berichtet Vay gegenüber dem Handelsblatt.

Die Fahrer von Vay sitzen in der Zentrale hinter großen Bildschirmen und in einem nachgebauten Cockpit. Sie unterliegen strengen Kontrollen und müssen laut Unternehmensangaben als Sicherheitsfahrer zertifziert sein. Das Straßengeschehen bekommen sie über ihren Bildschirm gestreamt und können auch Geräusche im und außerhalb des Fahrzeugs wahrnehmen. Alkoholgenuss und Müdigkeit werden durch strenge Kontrollen ausgeschlossen, betont das Unternehmen. Tote Winkel beim Abbiegen werden durch die 360-Grad-Sicht verhindert. Sicherheit steht für die Gründer Thomas von der Ohe, Fabrizio Scelsi und Bogdan Djukic an oberster Stelle. Auch in Richtung Lastwagen ist das Konzept entwickelbar, sind sich die Gründer sicher. Doch zunächst sollen die privaten Autobesitzer vom Wechsel überzeugt werden.