
Mit der Unterzeichnung des neuen Koalitionsvertrags durch Union und SPD am 5. Mai 2025 plant die Bundesregierung erstmals die Einrichtung eines eigenständigen Digitalministeriums. Die Wirtschaft beobachtet die Entwicklung aufmerksam, und auch die Hauptstadtregion erwartet Veränderungen in den kommenden Jahren.
Erwartungen von Unternehmen
Eine aktuelle Bitkom-Umfrage (Neues Digitalministerium: Was die deutsche Wirtschaft erwartet | Presseinformation | Bitkom e. V.) unter 602 Unternehmen zeigt, dass 85 Prozent der deutschen Unternehmen die Digitalpolitik als zentralen Schwerpunkt der neuen Bundesregierung verstanden haben möchten. Im Vordergrund stehen dabei die Themen:
– Cybersicherheit: 95 Prozent der Unternehmen halten die Bekämpfung von Internetkriminalität für essenziell.
– Digitale Bildung: Ebenfalls 95 Prozent fordern die Digitalisierung der Schulen.
– Datenschutz: 95 Prozent sehen Handlungsbedarf und sprechen sich für eine Überprüfung und Modernisierung der
bestehenden Regelungen aus.
Weitere wichtige Themen sind die Steigerung der digitalen Souveränität (89 Prozent), die Digitalisierung von Unternehmen und Verwaltung (jeweils 87 Prozent) sowie die Digitalisierung des Gesundheitswesens (86 Prozent).
Infrastruktur und Kompetenzen als Grundlage
Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur wird von 82 Prozent der befragten Unternehmen als notwendig für die Digitalisierung angesehen. Ebenso viele Unternehmen halten den Ausbau der Digitalkompetenzen in der Gesellschaft für unverzichtbar. „Wenn Deutschland jetzt entschieden handelt, kann es sich als starker Player in der digitalen Welt positionieren – und damit seine Wettbewerbsfähigkeit, seine Sicherheit und seinen Wohlstand nachhaltig sichern.“, erklärt Dr. Ralf Wintergerst, Präsident Bitkom (Pressemitteilung vom 7. Mai 2025).
Einschätzung der neuen Bundesregierung
74 Prozent der Unternehmen halten es für möglich, dass die neue Bundesregierung die Wirtschaft voranbringen kann. 99 Prozent der Unternehmen fordern Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.
Bedeutung für die Hauptstadtregion
Berlin und Brandenburg gelten als Standorte für Innovationen und als Testfelder für digitale Lösungen. Die Einrichtung eines Digitalministeriums stellt für die Region sowohl eine Möglichkeit als auch eine Aufgabe dar: Es besteht die Gelegenheit, die Digitalisierung der Verwaltung, die Modernisierung des Bildungssystems und die Entwicklung einer sicheren, vernetzten Wirtschaft voranzutreiben.
Aktive Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Hauptstadtregion
Mit der Errichtung des eigenständigen Digitalministeriums ergeben sich für Unternehmen – insbesondere in der Hauptstadtregion – neue und erweiterte Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung der Digitalpolitik:
Unternehmen profitieren erstmals von einem zentralen Ansprechpartner für Digitalthemen wie digitale Infrastrukturen, Künstliche Intelligenz, Verwaltungsdigitalisierung und digitale Wirtschaft. Das Ministerium bündelt diese Themen und ist als zentrale Anlaufstelle positioniert, sodass Unternehmen gezielt Anliegen, Vorschläge und Innovationsbedarfe einbringen können.
Die Beteiligung an Digitalgipfeln und Austauschplattformen wird gestärkt: “Auch die Fortführung des Digitalgipfels als zentrale Plattform für den Austausch von Digitalwirtschaft und Politik geht in der Federführung des neuen Ressorts, was wir sehr begrüßen”, erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst (Pressemitteilung vom 7. Mai 2025). Unternehmen können sich dort aktiv einbringen, Netzwerke aufbauen und Impulse für die nationale Digitalstrategie setzen. Der Digital-Gipfel versteht sich als Dialogforum der Bundesregierung, bei dem Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam an der Digitalisierung in Deutschland arbeiten.
Neben den Austauschformaten wie dem Digital-Gipfel schafft das neue Digitalministerium durch seine erweiterten Zuständigkeiten auch auf operativer Ebene neue Beteiligungsmöglichkeiten für Unternehmen. Es übernimmt die zentrale Koordination und Umsetzung von Digitalprojekten in der Bundesverwaltung und setzt dabei verbindliche Standards. Unternehmen können sich aktiv an Konsultationsverfahren, Pilotprojekten und der Entwicklung digitaler Standards beteiligen und so die Digitalpolitik direkt mitgestalten.