
Die Arbeitswelt steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Technologischer Fortschritt, gesellschaftlicher Wandel und der demografische Umbruch prägen bereits heute unseren Arbeitsalltag – und werden ihn bis 2030 weiter transformieren. Im Zentrum dieser Entwicklung rückt ein Thema immer stärker in den Fokus: die psychische Gesundheit der Beschäftigten. Neue Studien zeigen, dass sie zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen wird.
Workplace Insights Studie 2025: Psychische Gesundheit als Schlüsselthema
Die „Workplace Insights 2025“ von DearEmployee, einem Berliner Mental Health Startup, ist eine große deutsche Beschäftigtenstudie zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Sie setzt Daten in Korrelation und bringt Arbeitskontext, Arbeitsinhalte, Arbeitsorganisation und vieles mehr miteinander in Bezug. Das zeigt Zusammenhänge auf und liefert aufschlussreiche sowie gleichermaßen alarmierende Erkenntnisse. Nun wurden ihre Ergebnisse veröffentlicht.
Die Befragung von mehr als 79.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zeigt: Burnout ist längst kein Randphänomen mehr, sondern erreicht im mittleren Erwerbsalter einen besorgniserregenden Höhepunkt. Besonders Beschäftigte zwischen 31 und 40 Jahren schätzen ihr Burnout-Risiko am höchsten ein – mit 18 Prozent dreimal so häufig wie Berufsanfänger:innen.
Die Gründe sind vielfältig: Mit zunehmendem Alter steigen berufliche und private Anforderungen. Zeitdruck, emotionale Belastungen und häufige Arbeitsunterbrechungen werden vor allem von Menschen zwischen 21 und 40 Jahren als besonders stressreich empfunden. Diese Faktoren zählen nicht nur zu den häufigsten Belastungen, sondern wirken sich auch am stärksten auf die mentale Gesundheit aus.
Gleichzeitig nehmen wichtige Schutzfaktoren ab. Wertschätzung durch den Arbeitgeber und eine ausgewogene Work-Life-Balance werden mit zunehmendem Alter seltener erlebt. Besonders um das vierte Lebensjahrzehnt herum geraten beruflicher Aufstieg, familiäre Verpflichtungen und steigende Arbeitsbelastung oft in Konflikt.
Dr. Amelie Wiedemann, Geschäftsführerin von DearEmployee, betont die Dringlichkeit für Unternehmen, sich diesem Thema zu widmen: „Die steigende Burnout-Gefahr zeigt, wie stark die Belastungen im Arbeitsalltag gerade in der Lebensmitte zunehmen – sei es durch mehr Verantwortung, eine höhere Arbeitsdichte oder zusätzliche familiäre Aufgaben. Unsere Daten zeigen: Die mentale Überlastung ist in den 30-ern am größten – obwohl viele Anforderungen später noch steigen. Das spricht dafür, dass mit zunehmender Berufserfahrung auch die Fähigkeit wächst, besser mit Belastungen umzugehen.“
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen diese Muster: Psychische Belastung folgen einem klaren Prinzip über das Erwerbsalter hinweg. Doch Einheitslösungen würden zu kurz greifen. Ein Gegensteuern erfordert eine gezielte, lebensphasenorientierte Prävention.
Megatrends der Arbeitswelt 2030: Rahmenbedingungen im Wandel
Vor diesem Hintergrund werden die Megatrends der Arbeitswelt, wie sie die Hays-Studie „Arbeitswelt 2030“ beschreibt, noch bedeutsamer. Sechs Entwicklungen prägen demnach die Zukunft der Arbeit:
- Generationenvielfalt und Individualisierung: Altersgemischte Teams bieten Potenziale, wenn Unternehmen auf unterschiedliche Werte und Bedürfnisse eingehen.
- Flexibles Arbeiten und neue Arbeitsmodelle: Hybride Arbeitsformen und flexible Arbeitszeiten sind längst Standard – besonders Jüngere fordern mehr Selbstbestimmung.
- Gesundheit als strategischer Erfolgsfaktor: Die Förderung psychischer Gesundheit wird zum Wettbewerbsvorteil.
- Technologischer Wandel und KI: Digitale Tools und Künstliche Intelligenz verändern Arbeitsprozesse und erfordern lebenslanges Lernen.
- Skill-basierte Karrieren: Klassische Jobprofile lösen sich auf, Kompetenzen und Weiterbildung werden wichtiger.
- Neue Führungskultur: Flachere Hierarchien und ein kooperativer Führungsstil sind gefragt – auch, um mentale Gesundheit zu fördern.
Neue Impulse für Prävention und Führungskultur
Die Studien machen deutlich: Die Förderung der psychischen Gesundheit muss integraler Bestandteil moderner Unternehmensführung werden. Unternehmen profitieren nicht nur von geringeren Fehlzeiten, sondern auch von einer stärkeren Bindung und Motivation der Mitarbeitenden.
Empfehlungen für Unternehmen:
- Psychische Gesundheit zur Führungsaufgabe machen: Führungskräfte sensibilisieren und gezielt schulen.
- Niedrigschwellige, flexible Angebote schaffen: Digitale Tools, Beratungen und offene Kommunikation helfen, Hemmschwellen abzubauen.
- Mitarbeitende aktiv einbinden: Beteiligung und Feedback sind entscheidend, um wirksame Maßnahmen zu entwickeln.
- Erfolg messbar machen: Die Wirksamkeit von Maßnahmen sollte regelmäßig evaluiert und angepasst werden.
- Altersdifferenzierte Prävention und lebenslanges Lernen: Arbeitsbedingungen und Weiterbildungen müssen an Lebensphasen und neue Technologien angepasst werden.
Zukunftsfähigkeit braucht neue Prioritäten
Die Arbeitswelt der Zukunft verlangt nach Flexibilität, Vielfalt, technologischem Know-how – und vor allem nach einer neuen Wertschätzung der mentalen Gesundheit. Unternehmen, die diese Entwicklungen aktiv gestalten und die psychische Gesundheit ihrer Teams in den Mittelpunkt rücken, sichern sich nicht nur die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden, sondern auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt.