11. November 2021: Mit „42 Berlin“ will die französische Programmierschule École 42 nun nach Wolfsburg und Heilbronn ihre dritte Institution in Deutschland aufbauen. 17 Millionen Euro fließen dafür von Unterstützern wie Volkswagen, Bayer, SAP, Cariad, Microsoft, T-Systems und Capgemini. Mit 6 Millionen ist VW Hauptsponsor. Sie alle hoffen auf einen besseren Zugang zu dringend benötigten IT-Fachkräften. Allein bei Volkswagen und SAP sind derzeit etwa 1.000 IT-Stellen unbesetzt. Laut dem Digitalverband Bitkom fehlen der deutschen Wirtschaft insgesamt rund 86.000 IT-Fachkräfte. 150 von ihnen sollen ab Herbst 2022 in Berlin ausgebildet werden. Perspektivisch will die neue IT-Fachkräfte-Schmiede 600 Plätze pro Jahrgang anbieten.
Das Lernkonzept unterscheidet sich dabei deutlich von der klassischen universitäten Ausbildung. So lernen die Student:innen selbstbestimmt in Lerngruppen zusammen. Bis zu fünf Jahre kann die Ausbildung dauern. Eine Studiengebühr wird nicht erhoben. Auch bestimmte Zugangsvoraussetzungen gibt es nicht. Bewerben kann sich jeder mit einer Leidenschaft fürs Programmieren. Von dieser muss jedoch ein Auswahlgremien in einem zweistündigen Bewerbungsverfahren überzeugt weren. Dabei geht es nicht um fachliche Vorkenntnisse, sondern um Eigenschaften wie Problemlösungskompetenz und Logikverständnis. Anschließend folgt ein Trainingslager. Nur berufsbegleitend ist das Lehrkonzept nicht angelegt. Hier prüft die Schule nach eigenen Angaben derzeit Möglichkeiten zur Nutzung von Studienkrediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Das Lehrkonzept orientiert sich an dem Montessori-Gedanken „Zeige mir, es selbst zu tun“. Dabei arbeiten die Student:innen in Lerngruppen einzelne Aufgaben ab, deren Schwierigkeitsgrad sich zunehmend erhöht. Gelehrt werden alle relevanten Programmiersprachen von C über Python bis Java. Geschult werden soll vor allem auch die für die Softwareentwicklung so wichtige Teamkompetenz. Am Ende der Ausbildung steht der Titel „Full Stack Software Developer“, allerdings ohne formalen Abschluss wie bei einer klassischen universitäten Ausbildung. Dennoch finden die Student:innen wohl im Schnitt nach anderthalb bis zwei Jahren einen Job.
„42 Berlin“ folgt damit ganz dem Konzept der Mutterschule „École 42“ in Paris, die mittlerweile in 22 Ländern und an 35 Standorten vertreten ist. Berlin wird Standort Nummer 36. Derzeit sucht die Programmierschule allerdings noch nach einer geeigneten Location. Benötigt werden etwa 2.500 Quadratmeter.