Kann Autonomes Fahren das aktive Autofahren ersetzen? Nathalie Teer, Strategic Affairs Lead bei EasyMileinformierte in der Frühstücksdebatte von eMO und UVB über den aktuellen Sachstand und die zu erwartenden Entwicklungen.

Wer entwickelt die Technologie und wie ist der aktuelle Stand?

Grundsätzlich gehört dem Autonomen Vernetzten Fahren (AVF) die Zukunft. Aktuell stellen sich aber immer noch viele Fragen: Wie weit ist die Technik und was ermöglicht die Rechtslage bzw. Gesetzgebung? Grund genug für die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO), den Status Quo in Deutschland sowie verschiedene Anwendungsfälle in der gemeinsamen Frühstücksdebatte am 7. Juli 2023 zu beleuchten.

Level 4 ist bereits möglich

Nathalie Teer, Strategic Affairs Lead bei EasyMile führte in ihrem Impuls in die Thematik ein. EasyMile entwickelt autonome Technologie- und Fahrzeuglösungen für den Personen- und Güterverkehr. Fünf Stufen beschreiben den Fortschritt beim automatisierten Fahren – von assistiert (Stufe 1) bis hin zum autonomen (Stufe 5) Fahren. Seit November 2022 ist die Stufe 4 – vollautomatisiertes Fahren – auf Deutschlands Straßen gesetzlich möglich. Ein erstes System der Stufe 4 von Mercedes und Bosch ist zugelassen und ermöglicht automatisiertes Parken ohne Fahrerin oder Fahrer in Parkhäusern.

Unterschiedliche Herangehensweisen

Aus Sicht von EasyMile ist der Wettbewerb um die beste Technologie für das Autonome Fahren weltweit in vollem Gang. Dabei ist die Herangehensweise – regulatorisch wie auch technisch – durchaus unterschiedlich. Während im europäischen Raum der durch die hiesige Gesetzgebung „regulierte Pionier“ unterwegs ist, dominiert auf dem US-amerikanischen Markt beispielsweise mit TESLA der „disruptive Innovator“. In den USA gibt es – im Gegensatz zu Europa – auch keine nationale Gesetzgebung beim Autonomen Fahren, sondern jeweils unterschiedliche Gesetzeslagen in den Bundesstaaten.

Teer zeigte auf, welche Anwendungsfälle bereits jetzt in der Umsetzung und Erprobung sind. Sie reichen von Shuttle-Verkehren im ÖPNV – wie z.B. in Pilotprojekten auf dem Charitégelände oder der BVG – über sogenannte „On Demand Robotaxis“ in den USA bis hin zu Werksverkehren, Hafenlogistik und Gepäcklogistik auf Flughäfen.

Durchbruch beim Güterverkehr?

Im Zuge der Debatte wurde deutlich, dass eine Mehrheit der Debattenteilnehmer*innen davon ausgeht, dass Autonomes Fahren zunächst den Durchbruch im Güterverkehr und bei Verkehren in geschlossenen Räumen (Häfen, Werksverkehr, Flughäfen) schaffen wird. Ein Hemmschuh für die weitere Entwicklung im europäischen und deutschen Markt wird dabei im streng regulierten Datenschutz gesehen. Während in den USA beispielsweise Bilder in HD-Qualität ausgewertet und genutzt werden dürfen, muss in Deutschland darauf verzichtet werden, um Möglichkeiten der Gesichtserkennung auszuschließen.

Ein wichtiges Argument für das Autonome Fahren ist die Sicherheit. Gegenwärtig sind 90 Prozent aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Dieser Anteil wird sich nach Einschätzung der Diskussionsteilnehmer*innen im Zuge der kontinuierlichen Automatisierung des Verkehrs deutlich reduzieren.

Europa hat auch in diesem Technologiefeld noch Luft nach oben. Die Zukunft wird schon bald zeigen, wie gut sich Mobilitätsinnovationen wie das AVF im stark regulierten erupäischen Markt entwickeln können.

Zum Format

“Gute Ideen am Morgen” – das ist das Motto der monatlichen Frühstücksdebatte „Mobility Innovators Group“, zu der die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) und Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) monatlich einladen. In exklusiver Runde tauschen sich Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über zukunftsfähige Mobilitätskonzepte für Berlin aus.