18. August 2021: Wo stehen wir bei der Mobilitätswende? Mit den tiefgreifenden Umbrüchen im Verkehrssektor befasste sich die UVB-eMO-Frühstücksdebatte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunft gestalten, Neues wagen – vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus“. Peter Lindlahr, Geschäftsführer von hySOLUTIONS, berichtete in seiner Keynote über aktuelle Verkehrswende-Projekte der Hansestadt Hamburg.
Wenn es um neue intelligente Mobilitätslösungen geht, ist Hamburg unter Deutschlands Millionenstädten die Vorzeigestadt. Das war zumindest das Stimmungsbild unter den Teilnehmern der Diskussionsrunde. Demnach sahen zwei Drittel die Hansestadt deutlich vor Berlin (ca. 25 Prozent), München (6 Prozent) und Köln.
Wichtige Voraussetzung für die Planung zukunftsgerichteter Mobilitätslösungen in Hamburg ist aus Sicht von hySOLUTIONS der sogenannte Urban Data Hub. In dieser Datenbank werden systematisch Echtzeitdaten beispielsweise zur Verkehrslage oder zum ÖPNV gesammelt. Anschließend werden die Daten für digitale Computersimulationsmodelle genutzt. Dies hilft bei der Bewältigung aktueller Verkehrslagen und liefert gleichzeitig anonyme Daten für die Verkehrsplanung. Perspektivisch sollen weitere öffentliche Daten und Daten privater Anbieter (z.B. Car-Sharer) in das System und Modell einfließen. Mit Blick auf die Einrichtung einer eigenen „Datenplattform Mobilität“ in Berlin sollten diese Erfahrungen genutzt und auf eine Berliner Lösung übertragen werden.
Bei der Frage nach den Schwerpunkten einer städtischen Mobilitätspolitik muss der schnellere Ausbau des ÖPNV ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, waren sich die Diskutanten einig. Auch Hamburg baut die Fahrleistung des ÖPNV kontinuierlich aus. Dazu werden Strecken ausgeweitet, engere Taktungen vorgenommen und zusätzliche Fahrzeuge beschafft. Wichtig ist hierbei, die Planungszeiträume für den Streckenausbau deutlich zu verkürzen. In Berlin dauern Planungen häufig zehn Jahre und länger.
Bei den Elektrofahrzeugen hat der sogenannte Markthochlauf deutlich an Fahrt gewonnen. So hat sich die Auslastung der öffentlichen Ladestationen innerhalb der vergangenen zwölf Monate mehr als verdoppelt. Vor diesem Hintergrund ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur – öffentlich, halböffentlich und privat – entscheidend. Hamburg wird den Ausbau mit einem Mix verschiedener Maßnahmen in Angriff nehmen. Dazu gehören das Aufrüsten von Ladesäulen zu High Power Charging Ladepunkten (bis zu 350 kW) an den Hotspots, die verstärkte Einbeziehung privatwirtschaftlicher Betreiber und die Einrichtung von mehr Schnellladepunkten in der Fläche (bis zu 50 kW).
Fazit
- Berlin kann von Hamburg in vielen Bereichen lernen. Beide Städte sollten sich dazu künftig noch enger austauschen.
- Die Veränderung der Mobilität findet bereits an vielen Stellen statt. Allerdings muss das Tempo – sei es beim Ausbau des ÖPNV oder der Ladepunkte – mit Blick auf die erforderlichen CO2-Einsparungen deutlich erhöht werden.
Dies sind die wichtigsten Aufgaben im Verkehrsbereich, die auch der neue Berliner Senat nach den Wahlen im September unbedingt angehen sollte.